Streiflichter zur Mediation als alternatives Konfliktlösungsmodell im Allgemeinen, zur Ausbildung im Besonderen und weitere Nebensächlichkeiten

Samstag, September 23, 2006

Aufgaben des Mediators

Orientiert man sich zur Einteilung des Mediationsverfahrens am Fünf-Phasen Modell[1] - wie zuvor beschrieben – so hat der Mediator folgende Aufgaben:

Vorbereitungsphase
Der der Mediator stellt den Parteien das Verfahren der Mediation vor, ermittelt die Erwartungen und Vorkenntnisse der Parteien. Der Mediator solle anhand der Erwartungshaltungen der Parteien grundsätzlich prüfen und klären, ob der Konfliktfall mediations­fähig ist. Kommen die Parteien und der Mediator zum Schluss, dass ein Mediationsverfahren in Frage kommt, klären und vereinbaren die Parteien unter Anleitung die Verfahrens- und Verhaltensregeln sowie die Frage der Verfahrenskosten. Der Mediator hält diese ersten Ergebnisse in einer schriftlichen Vereinbarung fest. Diese Mediationsvereinbarung bildet die Grundlage für das gesamte Mediationsverfahren.

Bestandsaufnahme
In Phase 2 gibt der Mediator den Parteien die Möglichkeit, jeweils den Konfliktfall im Zusammenhang aus ihrer Sicht darzustellen. Der Mediator sorgt für einen geregelten Diskussionsverlauf und gibt den Parteien die Möglichkeit, ihr Anliegen ohne Unterbrechung vorzutragen. Er trägt dafür Sorge, dass die Parteien sämtliche zur Lösung relevanten Informationen soweit notwendig und gewünscht vorgetragen werden. Hierzu bietet der Mediator den Parteien Hilfestellung durch verschiedene Kommunikationstechniken an. Er kann die zu besprechenden Themen mittels einer Flip-Chart visuell darstellen und den Parteien die jeweiligen Standpunkte durch zusammenfassende Wiederholungen verdeutlichen.[2] Sofern notwendig, kann der Mediator die Sitzung unterbrechen und die Bestandsaufnahme zum Konfliktfall im Wege von Einzelgesprächen fördern, soweit hiermit die Parteien einverstanden sind. Der Mediator hält die Reihenfolge der gesammelten Themenpunkte entsprechend den Prioritäten der Parteien schriftlich fest.

Konfliktlösung
In der dritten Phase hilft der Mediator den Parteien, die hinter ihren Positionen stehenden Interessen herauszuarbeiten und darzustellen. Dadurch soll das gegenseitige Verständnis der Parteien untereinander ermöglicht und das Bezugs- und Wertsystem identifiziert werden.

Einigung
In der vierten Phase hilft der Mediator den Parteien bei der Suche und Erarbeitung einer eigenständigen Lösung ihres Konfliktfalls. Diese Phase kann unterteilt werden in die Sammel- und in die Bewertungsphase. In der Sammelphase bietet der Mediator wieder verschiedene Hilfestellungen und Techniken an, wie z.B. das sog. Brainstorming (Sammeln von verschiedenen – auch fernliegenden – Lösungsmöglichkeiten ohne vorschnelle Bewertung). Der Mediator sorgt für die Einhaltung der Verfahrensgrundsätze und wacht darüber, dass die von den Parteien vorgeschlagenen Lösungen in der ersten Sammelphase nicht bewertet oder kritisiert werden. Er ermuntert die Parteien, ihrer Phantasie und Kreativität zur Entwicklung neuer Ideen freien Lauf zu lassen. Nach Abschluss der Sammlungsphase ordnet der Mediator mit Hilfe der Parteien die gefunden Lösungsvorschläge. Dabei streicht er die Vorschläge, die von den Parteien von vornherein als unbrauchbar ausgeschlossen werden. Die übrigen Lösungsvorschläge werden in einer Diskussion zwischen den Parteien unter Moderation durch den Mediator bewertet. Dabei sind die Parteien frei, Lösungsvorschläge zu verwerfen, erweitern oder variieren. Im Rahmen der Diskussion auftauchende Fragen werden unter Anleitung des Mediators zu lösen versucht. Bei fehlenden Kompetenzen seitens der Parteien und/oder des Mediators werden die Fragen delegiert. Für diesen Fall kann der Mediator die gefundenen Lösungsvorschläge schriftlich in einem ersten Vertragsentwurf skizzieren und den Parteien zum Zwecke der Konsultation externer Beratern mitgeben.

Ergebnis
In der letzten Phase ist es die Aufgabe des Mediators, die Mediations­verhandlungen zu einem Abschluss zu bringen. Sollte keine für alle Seiten des Konfliktfalles befriedigende Lösung gefunden worden sein, wird der Mediator die Mediation für gescheitert erklären. Sollte eine positive Entscheidung zugunsten einer oder mehrerer Lösungsoptionen gefunden worden sein, mit der sich alle Parteien einverstanden erklären, fasst der Mediator die Ergebnisse in einem Mediationsvertrag verbindlich für die Beteiligten zusammen. Hierbei ist es Aufgabe des Mediators - soweit er dazu die notwendige Kompetenz hat - auf die rechtliche Zulässigkeit und etwaige Formvorschriften zu achten. Ggf. hat der Mediator auf die Einhaltung Vorschriften hinzuwirken und den Abschluss des Mediationsvertrages zu delegieren.


[1] vgl. Flechsig/Ponschab/Schweizer, Mediations und Rechtskultur, Grundlagen der Mediation, Teil 2: Mediation und Litigation S. 54f. mit Verweis auf Friedmann/Himmelstein

[2] Leiss, Effizienz und Trainierbarkeit der Mediation im Wirtschaftsrecht: Ein empirischer Ansatz, ZRP 2005, 233 (234)